Fundstücke

Lektoratsarbeit bringt häufiges Blättern im „gelben Duden“ mit sich. Dabei stoße ich immer wieder auf die merkwürdigsten Einträge. Mein liebster ist folgender:

Kjök|ken|möd|din|ger vgl. Kökkenmöddinger

Aha. Na dann vergleichen wir mal. Kurz vorblättern zu

Kök|ken|möd|din|ger Plur. (dän., »Küchenabfälle«)(steinzeitl. Abfallhaufen)

Was machen dänische Abfallhaufen im Standardwerk zur deutschen Rechtschrei- bung? – Prähistorische Muschelhaufen, die sowohl natürlichen Ursprungs als auch von Menschen geschaffen sein können, fand man ab Mitte des 19. Jahrhunderts überall auf der Welt. Sie müssen Archäologen in helle Aufregung versetzt haben, sodass das Wort – geprägt wurde es von einem dänischen Zoologen – auch massiv in die allgemeine Presse und Literatur Einzug hielt. Und darauf stützen sich die Einträge des Duden.

 

Bemerkenswert finde ich auch folgenden Eintrag:

hei|nisch; dies ist heinische Ironie; die heinischen Reisebilder; vgl. heinesch

Es handelt sich also nicht um das Adjektiv zum „einfältigen Menschen“, dem „Heini“, der diesem Eintrag direkt vorangeht, sondern um jenes zu Heinrich Heine. Die Frage ist nur: Warum sollte man „heinisch“ schreiben, wenn es doch eigentlich „Heine’sch“ (bzw. in alter Rechtschreibung „heinesch“) heißt? Ist das vielleicht „heinische“ Satire, die sich da in den Duden geschmuggelt hat?

 

(Wird in unregelmäßigen Abständen erweitert.)

HOLGER KONRAD

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